Das steht im neuen Weltbank-Bericht über Russlands Wirtschaft

Neuer Weltbank-Bericht über Russlands Wirtschaft senkt die Prognosen. BIP-Wachstum erst 2017.

In einem neuen Bericht der Weltbank, der am 6. Januar 2016 auf der Website der Organisation veröffentlicht wurde, korrigiert diese ihre Prognose für die russische Wirtschaft nach unten. Doch sie gibt auch eine Reihe von Hinweisen, die zu einer baldigen Erholung führen könnte. Russlands weitere Entwicklung habe zudem einen großen Einfluss auf die Nachbarländer in Osteuropa und Zentralasien. 

In dem Bericht hat die Weltbank ihre Prognosen für die russische Wirtschaft 2016 und 2017 seit der letzten Veröffentlichung im Juni 2015 deutlich nach unten korrigiert. Für 2016 rechnet sie mit einem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent und für 2017 mit einem Wachstum von 1,3 Prozent.

Prognosen der Weltbank für Russlands BIP-Wachstum (vom 6. Januar 2016)

  • 2015: -3,8 Prozent
  • 2016: -0,7 Prozent
  • 2017: +1,3 Prozent
  • 2018: +1,5 Prozent

Im Juni lag die Vorhersage noch 1,4 (2016) beziehungsweise 1,2 (2017) Prozentpunkte darüber. Im vergangenen Jahr sei die Wirtschaftsleistung um 3,8 Prozent zurückgegangen, lautet die derzeitige Schätzung der Organisation. Die Kombination aus Sanktionen und niedrigen Ölpreisen träfen Russland deutlich.

Das sagt der Weltbank-Bericht zu Russland:

Wir haben Teile des Weltbank-Berichts über Russland für Sie übersetzt (es ist keine offizielle Übersetzung der Weltbank!).

“Russland hat seit Ende 2014 eine verstärkte Rezession erlebt – mit einem BIP-Rückgang von geschätzt 3,8 Prozent im Jahr 2015. Sinkende Einnahmen durch den Öl-Export schlugen sich in einer Verschlechterung der Außenhandelsbilanz und der Rubel-Abwertung nieder. Das verstärkte die Inflation und untergrub das Vertrauen der Konsumenten. Internationale Sanktionen, die in Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt verhängt wurden, beschränken den Zugang zu externer Finanzierung. In Kombination mit einer Unsicherheit rund um das Anziehen des US-Leitzinses führte das zu einem erhöhten Risiko für das Land.

World Bank Report
Klicken Sie auf das Bild, um den vollständigen Weltbank-Bericht zu lesen. Der Teil über Russland, Osteuropa und Zentralasien befindet sich auf den Seiten 83 bis 100.

Die Binnennachfrage in Russland, besonders Investitionen, ist steil abgefallen. Nicht zuletzt wegen politischer Unsicherheit, einem Mangel an Vertrauen und hohen Kapitalkosten. Zur gleichen Zeit hat sich der Spielraum für politische Maßnahmen stetig verringert. Seit einer Not-Erhöhung des Leitzinssatzes der russischen Zentralbank im Dezember 2014 wurde er wieder um sechs Prozentpunkte auf elf Prozent gesenkt. Aber der Raum für weitere Senkungen ist durch die hohe Inflation eingeschränkt.

Auf der geldpolitischen Seite hat sich der Überschuss in ein Defizit verwandelt – hauptsächlich wegen fallender Öl- und Gas-Einnahmen, die für mehr als 40 Prozent der Regierungseinnahmen verantwortlich sind.

Das Budget für 2015 wurde angepasst und spiegelt nun realistischere Ölpreise und makroökonomische Annahmen wider. Haushaltsmittel des Reservefonds wurden zu Beginn des Jahres 2015 vermehrt für Stützmaßnahmen eingesetzt und verringern sich weiter.

[…]

Die geldpolitischen Puffer werden auf die Probe gestellt und der Reservefonds könnte bis Ende 2016 um zwei Drittel schrumpfen, wenn er – wie geplant – als Hauptquelle zur Finanzierung des Budgetdefizits 2016 eingesetzt wird (das geschätzt rund drei Prozent des BIP beträgt).

Eine Erholung könnte durch Strukturreformen gestützt werden, die die Wirtschaft diversifizieren, die Ressourcenverteilung verbessern und Corporate Governance stärken sowie durch einen Rückgang der geopolitischen Spannungen.”

Russlands Einfluss auf den Osten

In dem Bericht heißt es zudem, der östliche Teil Europas und Zentralasien werde negativ von der Entwicklung der russischen Wirtschaft beeinflusst. Das beträfe sowohl Handel als auch Investitionen und auch Überweisungen. Insbesondere letztere seien deutlich zurückgegangen. Auch wegen des Rubel-Wechselkurses.

Geldsendungen aus Russland (etwa von in Russland arbeitenden Familienmitgliedern) machten 2014 zum Teil bis zu zehn Prozent des BIP in Armenien, Kirgisistan und Tadschikistan aus. 2015 seien die Überweisungen in Dollar in die Ukraine wohl um mehr als 15 Prozent zurückgegangen, nach Tadschikistan um 30 Prozent und nach Kirgisistan um 59 Prozent.

In der Region hätten nur Turkmenistan und Usbekistan ein solides Wachstum zeigen können. Doch auch ihr Wachstum sei durch die niedrigen Rohstoffpreise und sinkende Überweisungen aus Russland gefährdet.

Der Bericht macht weltweit mehrere Entwicklungen aus, die ein solches „Überschwappen“ zeigen. Entsprechend trägt er auch den Titel „Januar 2016: Spillovers amid Weak Growth“.

Länder im westlichen Teil Osteuropas hätten meist diversifiziertere Wirtschaften, seien überwiegend Rohstoff-Importeure und hätten engere Verbindungen zur Euro-Zone. Daher hätten sie mäßiges Wachstum gezeigt.

Russlands Wachstum würde der gesamten Region helfen

Wie es in Zukunft mit der Region weitergehe, hänge zum Großteil von Russland ab. Die Vorhersage geht davon aus, dass sich Russland im Laufe des Jahres 2016 langsam aus der Rezession befreien kann und sich 2017 zu erholen beginnt. Das werde auch der übrigen Region helfen zu wachsen.


Wenn Sie Interesse an der Wirtschaft Russlands, Osteuropas und Zentralasiens haben, empfehlen wir Ihnen, die Seiten 83 – 100 des Berichts zu lesen (auf Englisch). 

Quellen:

Weltbank-Report: World Bank Group. 2016. Global Economic Prospects, January 2016: Spillovers amid Weak Growth. Washington, DC: World Bank. Washington, DC: World Bank. doi:10.1596/978-1-4648-0675-9. License: Creative Commons Attribution CC BY 3.0 IGO

[accordion open_icon=”camera-retro” closed_icon=”camera-retro”] [/su_spoiler] Quelle: Simon Schütt[/su_spoiler]