Telegram-Gründer Pawel Durow wehrt sich

Telegram verweigert russischen Behörden Zugriff

Die Fronten zwischen der russischen Aufsichtsbehörde Roskomnadsor und Telegram verhärten sich. Der Gründer des Unternehmens, Pawel Durow, weist die jüngsten Forderungen aus Moskau zurück.

Pawel Durow, Gründer der Instant-Messaging-App Telegram, hat auf die Forderungen der russischen Aufsichtsbehörde für Massenmedien reagiert. In mehreren Statements auf dem sozialen Netzwerk VKontakte wies der 32-Jährige jüngste Vorwürfe gegen sein Unternehmen zurück und erteilte den behördlichen Aufforderungen eine Absage.

In der vergangenen Woche hatte Roskomnadsor die Betreiber der anonymisierenden Messenger-App Telegram mit einer öffentlichen Warnung unter Druck gesetzt. Aleksander Scharow, Vorsitzender der Kontrollbehörde, forderte Telegram dazu auf, sich an die russischen Gesetze zu halten und einen Fragebogen zur Unternehmensstruktur auszufüllen.

Gleichzeitig verlangte Roskomnadsor, Zugriff auf Entschlüsselungsalgorithmen für das Programm zu erhalten. Begründet wurde dies unter anderem dadurch, dass Telegram eine konspirative Plattform für Terroristen biete. Der russische Geheimdienst FSB unterstützte die Kontrollbehörde in ihren Anschuldigungen. Ihm zufolge soll die App den Tätern von St. Petersburg die Vorbereitung ihres Anschlags ermöglicht haben.

Sperrung Telegrams wahrscheinlich

Werde sich der Konzern den Forderungen nicht beugen, so sehe man sich gezwungen, den Zugriff auf die Software zu sperren, erklärte Scharow. Da sich Telegram jedoch weigert, den Bedingungen nachzukommen, scheint das Chat-Programm in Russland vor dem Aus zu stehen.

In seiner ersten Antwort auf VK stellte Pawel Durow die russische Sicherheitspolitik infrage. Er halte es für „ironisch“, dass ausgerechnet das gegenüber Russland neutral gesinnte Telegram gesperrt werden solle und nicht etwa WhatsApp oder andere Programme.

Eine Blockierung träfe nicht nur russische Bürger, sondern auch Offizielle, die mit der App kommunizieren. Anschließend distanzierten sich die Mitarbeiter der Behörden von Telegram und kündigten an, im Falle einer Sperrung auf andere Messenger umzusteigen.

Durow sieht Beschuldigungen als Vorwand

In anschließenden Posts betonte Durow die Bemühungen des Unternehmens, gegen terroristische Aktivitäten vorzugehen. Allein im laufenden Monat habe man bereits über 5.000 öffentliche Kanäle mit terroristischem Hintergrund sperren lassen.

In Bezug auf den Anschlag von St. Petersburg klagte der Telegram-Chef: „Es wäre traurig, wenn die russischen Geheimdienste solch eine Tragödie als Ausrede nutzten, um die eigenen Einflussnahme und Kontrolle gegenüber der russischen Bevölkerung zu stärken.“ Statt zur Schaffung von Sicherheit führe die Taktik Roskomnadsors dazu, dass Privatpersonen und Offizielle leichter gehackt und erpresst werden können.

Titelbild
[toggle title=”Bildquelle” open=”yes”] Quelle: TechCrunch, 577180975RR090_TechCrunch_D, Size chnaged to 1040x585px, CC BY 2.0)