Tagesübersicht Russlandgeschäft: 23.05.2016

Willkommen zurück aus dem Wochenende zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Montag, den 23. Mai 2016. Wir hoffen, Sie haben sich gut erholt. Mit diesen Themen starten wir in die Woche:


Kudrin: Ohne Strukturreformen bleibt die russische Wirtschaft am Boden

Die russische Wirtschaft werde nicht beginnen zu wachsen und „am Boden bleiben“, wenn die Behörden nicht endlich Strukturreformen beginnen, sagte Alexej Kudrin, Ex-Finanzminister und stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsrats des Präsidenten, am Samstag. „Wir können sagen, dass ‚der Boden‘ bereits erreicht wurde. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir aber immer noch nah daran sind. Leider werden wir auch nachdem wir den Boden erreicht haben an diesem ‚Boden‘ bleiben, weil das alte Wirtschaftsmodell ausgelaufen ist und wir noch kein neues Modell geschaffen haben“, meinte er in einer Fernsehsendung laut TASS.

Er betonte, dass die Wirtschaft nun entschiedene Handlungen der Behörden brauche. “Verschleppte wichtige Reformen verschleppen auch das Wirtschaftswachstum“, stellte Kudrin fest.

Am Freitag hatte der russische Präsident, Wladimir Putin, gesagt, dass Russland den Boden der Wirtschaftskrise bereits 2015 erreicht habe. Wirtschaftsentwicklungsminister Alexej Uljukajew äußerte sich beim ASEAN-Treffen am Freitag (mehr dazu unten) ähnlich: Die russische Wirtschaft habe sich schon seit über sechs Monaten aus der Rezession befreit. Die russische Wirtschaftsleistung könne sogar besser ausfallen als in der offiziellen Vorhersage, wenn die Ölpreise weiter stiegen.

Laut dem russischen Statistikdienst Rosstat ging das BIP im ersten Quartal 2016 um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Offiziellen Prognosen zufolge wird es im gesamten Jahr 2016 um 0,2 Prozent sinken. 2015 ging es noch um 3,7 Prozent zurück.

Der Minister äußerte sich dabei auch zu den Sanktionen. Russlands Wirtschaft habe sich vollkommen daran angepasst. Es bestehe eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Sanktionen gegen Russland verlängert werden. In diesem Fall blieben Russlands Gegensanktionen natürlich bestehen, sagte Uljukajew laut TASS.

Am 31. Juli 2016 laufen die Handelsbeschränkungen der EU gegen Russland aus, wenn sie nicht verlängert werden. Dazu ist eine einstimmige Entscheidung nötig. Eine gute Übersicht zu den Russland-Sanktionen hat übrigens GTAI.


Bierproduktion in Russland unerwartet gestiegen

Im ersten Quartal 2016 stieg die Bierproduktion in Russland unerwartet an. 1,57 Milliarden Liter, das sind 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr, wurden in diesem Zeitraum produziert. Verantwortlich ist einem Bericht von RBC zufolge das elektronische System zur Kontrolle des Alkoholmarkts, „EGAIS“, das seit Jahresbeginn im Einsatz ist. Dadurch seien illegale Produzenten gezwungen worden, sich zurückzuziehen, heißt es laut der russischen Alkohol-Regulierungsbehörde RAR.

Betrachtet man die monatlichen Wachstumsraten fällt der Anstieg noch deutlicher aus: Im März 2016 stieg die Produktion um 11,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Wachstum war eine große Überraschung für den Markt: Die Produktion von Bier ist in Russland seit 2007 ständig gefallen. Analysten hatten damit gerechnet, dass sie auch 2016 fallen werde.

Im RBC-Bericht heißt es, dass die kleinen und mittleren Unternehmen nun aus dem Schatten hätten treten müssen und ihre Produktion offengelegt hätten. Diese sei viel größer als erwartet gewesen. Ein Umsatzwachstum gebe es aber nicht, sagte der Vize-Präsident der Brauerei „Baltika”, Alexej Kedrin gegenüber dem Medium.

Im ersten Quartal 2016 seien in Russland laut der Agentur „ZIFRRA” 1,88 Milliarden Liter Bier verkauft worden. Das sind 2,6 Prozent weniger als im ersten Quartal des Jahres 2015.

Das Föderale Gesetz „171“ soll die Produktion und das Geschäft mit Alkohol stärker kontrollieren. Eine Software namens „EGAIS“ sammelt nun Informationen über Hersteller, Lizenz, Abfülldatum und weitere Angaben zu jeder Flasche Alkohol. So soll der Handel mit illegalem Alkohol eingedämmt und der Verkauf, die Produktion und der Import besser reguliert werden. Für die Kunden bedeutet das mehr Transparenz: Anhand eines QR-Codes auf dem Kassenzettel wird die Herkunft ihres Alkohols nachvollziehbar.


Russland-ASEAN-Gipfel in Sotschi

Ende vergangener Woche hat sich Russland in Sotschi mit Vertretern der ASEAN-Ländern (dem Verband Südostasiatischer Nationen: Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam) getroffen. Seit 1996, also seit 20 Jahren, ist Russland Dialog-Partner der ASEAN.

In einer am Freitag gemeinsam veröffentlichten Erklärung wurde das Ziel bekundet, die Partnerschaft Russlands und der ASEAN auf eine qualitativ neue strategische Ebene zu bringen.

Ein besonderer Schwerpunkt habe auf der Wirtschaft gelegen, heißt es in einer Erklärung auf der Kreml-Website. Russlands Handel mit den ASEAN-Ländern habe 2015 13,7 Milliarden Dollar betragen und das russische Gesamtinvestment bei 11 Milliarden Dollar. “Diese Zahlen spiegeln jedoch nicht das reale Potenzial unserer Länder wider, deswegen haben unsere Partner den Vorschlag unterstützt, den gemeinsamen Handel, Investitionen und Technologie-Verbindungen zu erhöhen“, sagte Putin am 20. Mai. Er hob auch das Freihandelsabkommen der Eurasischen Wirtschaftsunion mit Vietnam hervor.

Russland habe auf dem Treffen auch eine Freihandelszone zwischen EAWU und ASEAN vorgeschlagen, so Putin weiter.


2015 wurden 10 Milliarden Dollar illegal aus Russland ins Ausland geschafft

Mehr als 700 Milliarden Rubel (umgerechnet 10,5 Milliarden US-Dollar) seien 2015 illegal von Russland auf Offshore-Konten transferiert worden, gab das russische Innenministerium am Freitag laut der Nachrichtenagentur TASS bekannt (hier auf Englisch).

Der Chef der Abteilung für Wirtschaftssicherheit, Andrej Kurnosenko sagte, dass 10 Banken und Offshore-Firmen in die Transfers involviert gewesen seien. “Wir haben fast 23.000 Verbrechen im Zusammenhang mit dem Geldtransfers ins Ausland identifiziert. Insgesamt wurden mehr als 700 Milliarden Rubel illegal zuerst nach Moldawien und dann auf Offshore-Konten bewegt”, sagte er TASS. 2016 stiegen die Zahlen weiter. Bisher habe die Polizei schon über 2.000 potenziell illegale Taten feststellen können, erklärte Kurnosenko weiter.

Die Zahl der Wirtschaftsverbrechen, die durch organisierte Gruppen begangen worden seien, sei in der ersten Jahreshälfte 2016 schon um 60 Prozent gestiegen.

Ebenfalls interessant: Das durchschnittliche Bestechungsgeld stieg vergangenes Jahr ebenfalls. Nun beträgt es 200.000 Rubel (3000 Dollar).


Durchschnittlicher Lohn in Russland geringer als in China

Laut einem Bericht der Sberbank liegt der russische Durchschnittslohn nun unter dem chinesischen.

Mehr dazu lesen Sie in diesem ausführlichen Artikel auf Ostexperte.de.