Tagesübersicht Russlandgeschäft: 22.07.2016

Willkommen zur Tagesübersicht Russlandgeschäft an diesem Freitag, den 22. Juli 2016. Das sind unsere Themen zum Wochenende für Sie:


Diskussion um den Rubel-Wechselkurs

In Russland ist eine Diskussion um den Rubel-Wechselkurs entbrannt. Sie begann, nachdem der für die Wirtschaft zuständige Präsidentenberater Andrej Belousow sich dahingehend geäußert hatte, dass der Rubel zu stark sei. Das führe zu einer Verlangsamung des Exportwachstums, hatte er am Donnerstag gesagt.

Die russische Zentralbank wies die Forderung umgehend zurück. Man plane nicht, sich vom freischwebenden Rubelwechselkurs (Float) zu verabschieden und so einzugreifen, sagte die Bank gegenüber TASS.

„Der schwebende Kurs ist der eingebaute Stabilisator, der seien Effizienz unter Beweis gestellt hat. Der Rubel-Float ist der Mechanismus, der es erlaubt, die Interessen von verschiedenen Wirtschaftsgruppen zu balancieren, insbesondere die von Importeuren und Exporteuren“, hieß es von der Zentralbank.

Auch Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow hatte zuvor gegenüber TASS gesagt, dass die Stärkung des Rubels eine Feinabstimmung der verschiedenen Wirtschaftssektoren und ihrer Unterstützung erfordere. „Er [der Rubel] benötigt jegliche Maßnahmen bezüglich exportorientierter Industrien. Das erfordert solche Maßnahmen, die im Voraus vorbereitet werden sollten.“

Die Stärkung der nationalen Währung habe jedoch auch einige positive Seiten. Eine Balance sei nötig.

Der Dollar ist gegenüber dem Rubel seit Jahresbeginn um 27 Prozent gefallen. Gleichzeitig hat sich die Rubel-Volatilität reduziert. Der Rubel-Dollar-Kurs blieb zwischen April und Juli zwischen 63 und 67 Rubel für einen Dollar.


Netzwerk Logistik Leipzig-Halle will mehr mit Russland kooperieren

Das Netzwerk Logistik Leipzig-Halle mit 124 Mitgliedsunternehmen aus der Logistikbranche in Mitteldeutschland will mehr mit Russland kooperieren und arbeitet dazu nun mit dem Deutsch-Russischen Wirtschaftsbund zusammen.

Aktuell gebe es deutlich mehr Fragen als Antworten bei den Transport- und Logistikunternehmern, was die Projekte in Russland anbelange. “Hier wollen wir Abhilfe schaffen, weil wir von dem großen Potenzial im russischen Markt für mitteldeutsches Logistik-Know-how überzeugt sind”, sagt Toralf Weiße, Vorstandsvorsitzender Netzwerk Logistik Leipzig-Halle, laut Eurotransport.de. Deswegen habe man einen kompetenten Partner gesucht und ihn mit dem Deutsch-Russischen Wirtschaftsbund gefunden.

Mit der russischen Politik der Importsubstitution werde eine heimische Produktion wichtiger und der Bedarf an innerrussischen Transporten steige. In Russland fehle es jedoch an qualifizierten Logistikern und Dienstleistern, die Service-Standorte aufbauen und betreiben können, so das Netzwerk Logistik Leipzig-Halle. Für die mitteldeutschen Logistikexperten böten sich hier Chancen auf attraktive Projekte.


Flugeinschränkungen in die Türkei ab heute aufgehoben

Die Förderale Luftfahrtagentur Rosaviazija teilte laut TASS mit, dass in Anbetracht der Garantien der türkischen Seite, die Flugsicherheitsmaßnahmen zu erhöhen, Russland zum heutigen 22. Juli alle Flugrestriktionen in die Türkei aufhebt.

Die beiden Länder würden den regulären Flugverkehr nun aufnehmen, bestätigte auch das russische Transportministerium.

Auch die größte russische Airline Aeroflot kündigte bereits auf seiner Website an, den Verkauf von Tickets nach Istanbul und Antalya auf allen Kanälen zu beginnen.


Deutsche Delegation trifft sich mit Gouverneur des Moskauer Gebiets

Eine deutsche Delegation um den deutschen Botschafter Rüdiger von Fritsch hat sich am 20. Juli mit Vertretern des Moskauer Gebiets, darunter Gouverneur Andrej Worobjow, getroffen, um eine wirtschaftliche Zusammenarbeit der Region und Deutschland zu besprechen. Darüber berichteten mehrere russische Medien (Nesawissimaja Gazeta und 360tv.ru – mit Video).

Worobjow betonte dabei, dass das Interesse der deutschen Unternehmen am Zusammenwirken zunehme. Traditionell habe man etablierte und langfristige Geschäftsbeziehungen mit Deutschland. Das Land sei die “Nummer eins sowohl bei Qualität als auch Quantität der Investitionen im Moskauer Gebiet”.

“Wir werden unser Bestes tun, um das Interesse der Investoren zu fördern und günstige Geschäftsbedingungen zu schaffen – auch für deutsche Unternehmen. Wir sind weiterhin bereit, die bestehenden Probleme zu besprechen und diverse Fragen bezüglich möglicher Vergünstigungen, Bedingungen usw. zu beantworten,“ so Worobjow.

Rüdiger von Fritsch betonte, dass die Aktivitäten deutscher Unternehmen in der Region vom Interesse beider Seiten an der Festigung der Kooperation zeugen. Deutschland sei ein wichtiger Partner des Moskauer Gebiets und sehr erfreut, dass Gouverneur Worobjow den deutschen Vertretern so viel Zeit widme.

Die bilaterale Kooperation werde auch eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der russisch-deutschen Beziehungen spielen, zeigte sich von Fritsch überzeugt.

Der Vizepremier des Moskauer Gebiets, Denis Buzajew, zählte auf, dass deutsche Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren etwa 20 Milliarden Rubel (etwa 285 Millionen Euro) investiert und rund 3000 Arbeitsplätze geschaffen hätten. Im Moskauer Gebiet allein seien etwa 200 deutsche Firmen tätig.

„Viele Unternehmen, die im Gebiet Moskau bereits tätig sind, sind am Ausbau ihrer Produktion interessiert, und das bedeutet neue Investitionen, neue Arbeitsplätze und eine neue Infrastruktur“, unterstrich Buzajew laut Nesawissimaja Gazeta.

Bei dem Treffen seien allerdings auch „konkrete Fragen“ etwa zum Produktionsaus- und -aufbau oder zu Steuervergünstigungen besprochen worden, erläuterte der Vizepremier weiter. „Für manche Firmen gab es konkrete Angebote bezüglich der Unterbringung ihrer Produktionsflächen und ihrer Arbeitsbedingungen.“

Als Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation wurde etwa das kürzlich im Moskauer Gebiet unter Beisein des Premierministers eröffnete Pumpenwerk des deutschen Unternehmens Wilo angeführt. Ebenso der Polymer-Verarbeiter Rehau.

„In unsere Produktion im Kreis Ramenskoje haben wir seit der Gründung unseres Betriebs mehr als 80 Millionen Euro investiert“, erklärte Konstantin Gainullin, der Direktor für Osteuropa von Rehau mit. „In den letzten zehn Jahren haben wir unsere Kapazitäten verdreifacht. Jetzt wollen wir nicht mehr in die Entwicklung der Produktionsbasis, sondern vor allem in die Entwicklung unserer logistischen Infrastruktur investieren.“

Deutsche Unternehmen mit großen Wirtschaftsprojekten im Moskauer Gebiet seien laut Nesawissimaja Gazeta unter anderem:

  • Knauf, Ehrmann, Hochland, Erismann, Rehau, Aluplast, Henkel, OBI, Fruchtring, METRO, BASF, Döhler, Schattdecor, Liebherr Group, Bayer, quick-mix, Hyperglobus, Bennig Power Electronics, Bosch, Peri, DAW, Wilo und Mercedes-Benz.