Tagesübersicht Russlandgeschäft: 28.01.2016

Russische Postbank gegründet, AvtoVAZ kürzt Löhne um 20 Prozent, OPEC-Gespräche und weniger russische Medizintouristen in Deutschland

Willkommen zur heutigen Tagesübersicht Russlandgeschäft am Donnerstag, den 28. Januar 2016. Das sind unsere Themen:

Wir wünschen Ihnen einen angenehmen und erfolgreichen Tag!


Anti-Krisen-Paket wird offenbar größer

Das Konjunkturprogramm der russischen Regierung ist deutlich größer als ursprünglich geplant. Laut Medienberichten hat das Kabinett dem Präsidenten Wladimir Putin gestern 96 Maßnahmen im Wert von mindestens 737 Milliarden Rubel (knapp neun Milliarden Euro) zur Bekämpfung der Krise vorgelegt. Vor einer Woche hatte RBC noch über eine geplante Höhe von 420 Milliarden Rubel berichtet.

Mit dem Paket sollen Strukturreformen finanziert, aber auch einzelne Wirtschaftssektoren unterstützt werden. Daneben sind Hilfen für Regionen und Rentenerhöhungen geplant, um die sozialen Folgen der Inflation abzufedern. Für die Automobilindustrie in Russland sind allein knapp 1,7 Milliarden Euro vorgesehen. Das Geld soll einerseits zur Ankurbelung der Nachfrage verwendet werden, anderseits in Maßnahmen zur Arbeitsplatzerhaltung fließen.

Putin habe keine grundsätzlichen Einwände gegen Plan gehabt, fragte aber, aus welchen Quellen er finanziert werden sollte. Denn woher das Geld dafür in Zeiten eines ohnehin angespannten Staatsbudgets kommen soll, ist unklar. Der Kommersant schätzt, dass die Zahl der Maßnahmen im endgültigen Paket deutlich niedriger sein wird. Auch im letzten Jahr schafften es nicht alle Punkte aus dem Entwurf bis ins Paket.


Russische Ölkonzerne wollen Gespräche mit OPEC

Vertreter der russischen Ölkonzerne und Offizielle aus dem Energiebereich wollen offenbar mit der OPEC über eine Senkung der Ölproduktion sprechen, um so die Ölpreise auf dem Weltmarkt zu erhöhen. Das sagte gestern der Transneft-Chef, Nikolai Tokarjew. Bei einem Treffen der Ölunternehmen und der Regierung am Dienstag sei man zu diesem Schluss gekommen. Ein Lukoil-Vize hatte Anfang der Woche gefordert, dass Moskau beginnen solle mit dem Öl-Kartell zu sprechen.

Russland könnte nun an einem OPEC-Treffen im Februar teilnehmen, sagte Tokarjew. Der Ölpreis stieg nach dieser Ankündigung.

Ein Kreml-Sprecher sagte allerdings gestern gegenüber Reuters, dass man zwar regelmäßig mit anderen Ölproduzenten rede, es jedoch keine Pläne für koordinierte Aktionen gebe.


Russland bekommt eine Postbank

Die russische Post (Potschta Rossii) und die Bank VTB 24 haben sich heute darauf geeinigt, eine Postbank zu gründen. Das berichtet die Nachrichtenagentur TASS. Dazu unterschrieben heute Post-Generaldirektor Straschnow und VTB-Präsident Sadornow eine Reihe von Dokumenten. Morgen soll der Deal endgültig abgeschlossen werden. Ab März rechnet man nun damit, sollen in den Post-Filialen die ersten Bank-Kunden bedient werden.


Russischer Autobauer AvtoVAZ kürzt Gehälter seiner Mitarbeiter um 20 Prozent

Der russische Autohersteller AvtoVAZ kürzt die Gehälter seiner Mitarbeiter um 20 Prozent. Das gab das Unternehmen heute auf einer Pressekonferenz bekannt. Die Kürzungen haben damit zu tun, dass das Unternehmen mit Sitz in Togliatti ab 15. Februar zur Vier-Tage-Woche übergeht, um Kosten zu sparen. Nur noch vier von fünf Tagen arbeiten heißt eben: ein Fünftel weniger Gehalt.

Derweil hat das Unternehmen sein neues Modell vorgestellt: den Lada XRay. Er kostet ab 589.000 Rubel und wird ab dem 14. Februar verkauft.


Aeroflot senkt die Euro-Preise für Auslandsflüge

Die teilstaatliche russische Airline Aeroflot hat die Euro-Preise für Flüge von Russland ins Ausland um zehn Prozent gesenkt. Das gab das Unternehmen gestern in einer Pressemitteilung bekannt. Das Angebot gilt auch für weitere Fluggesellschaften unter Aeroflot-Management und bereits seit dem 26. Januar. One-Way-Ticktes, aber auch Hin-und Rückflüge sind dabei eingeschlossen, Promo-Angebote nicht.

“Die Reduktion ist ein Teil der Strategie der Aeroflot-Gruppe, die Zugänglichkeit von Luftreisen für die Menschen in Russland zugänglich zu machen“, schrieb die Airline in der Erklärung. Dadurch solle die gestiegenen Kosten für Auslandsflüge durch den Rubelverfall ausgeglichen werden.


Kaspersky: 17 Prozent der russischen Unternehmen von Hackerangriffen betroffen

Eine gestern veröffentlichte Studie der russischen Softwarefirma Kaspersky Lab besagt, dass 2015 17 Prozent der Unternehmen in Russland mit sogenannten DDoS-Angriffen (distributed denial of service) zu kämpfen hatten. 2014 waren es 18 Prozent. DDoS-Angriffe zielen darauf ab, Websites oder Dienste lahmzulegen oder für Kunden einzuschränken.

Laut der Studie waren in Russland von derartigen Angriffen hauptsächlich größere und mittlere Unternehmen (ab 25 Mitarbeiter) betroffen.

Weltweit belegt Russland den fünften Platz bei Hacker-Angriffen. Auf den vorderen Plätzen: China, USA, Südkorea und Kanada.


Zahl der Medizintouristen aus Russland nach Deutschland geht zurück

Die deutsche Medizin bleibt im Ausland begehrt: 2014 ließen sich insgesamt mehr als 251.000 Patienten stationär oder ambulant in Deutschland behandeln. Dies entspricht einem Zuwachs von 4,4 Prozent. Insgesamt bescherten die Medizintouristen dem deutschen Gesundheitssystem über 1,2 Milliarden Euro Einnahmen.

Russland bleibt dabei weiterhin der wichtigste Quellmarkt mit etwa 9.800 stationären und 15.000 ambulanten Patienten. Allerdings zeigen sich mit einem Rückgang der Behandlungszahlen um 7,5 Prozent die Auswirkungen des Währungsverfalls des Rubels sowie der EU-Sanktionen. „Vor allem die schlechte Wirtschaftslage in Russland trübt die Aussichten auf eine Umkehr dieses Trends“, sagt Jens Juszczak von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.