Sind ICOs ein Sprungbrett für Russlands Wirtschaft?

Russland diskutiert Gesetz über Investitionen in Kryptowährungen

Derzeit diskutiert die russische Staatsduma über den Umgang mit neuen digitalen Finanzierungsinstrumenten. Die interministerielle Arbeitsgruppe für Risikobewertung von Kryptowährungen will russischen Unternehmen ermöglichen, ein sogenanntes Initial Coin Offering (ICO) durchzuführen. Auf diese Weise können Start-up-Unternehmen die strengen Regeln für Kapitalbeschaffung von Banken und Risikokapitalgebern umgehen.

Dabei handelt es sich um ein neuartiges Finanzierungsmodell der Blockchain-SzeneInitial Coin Offering (ICO) orientiert sich am Begriff Initial Public Offering (IPO). Ein IPO beschreibt bekanntlich einen Börsengang, bei dem Aktien aus einer Kapitalerhöhung oder aus dem Bestand von Altaktionären auf einem Kapitalmarkt angeboten werden.

Geldgeber investieren in Kryptowährung

Doch während bei einem IPO Firmenanteile veräußert werden, geht es beim ICO um den Verkauf von sogenannten Tokens. Ein ICO, auch bekannt als Crowdsale, funktioniert ähnlich wie Crowdfunding. Ein ICO kann als eine Art digitaler Coupon betrachtet werden. Geldgeber investieren frühzeitig in eine Kryptowährung, die eigentlich noch gar nicht verfügbar ist.

Die Idee: Wenn das Projekt erfolgreich ist, steigt der Wert des Tokens über den ursprünglichen Ausgabepreis. Ein erfolgreiches Beispiel für ein ICO ist die digitale Währung Ethereum, die vom russischen Entwickler Witalik Buterin ins Leben gerufen wurde. Laut der Investment-Bank Smith + Crown wurden alleine 2017 über 180 Millionen US-Dollar in ICOs investiert.

Staatliche Regulierung von ICOs

Die Leiterin der Arbeitsgruppe für Kryptowährungen ist Elina Sidorenko, Professorin für Kriminalistik am Staatlichen Moskauer Institut für Internationale Beziehungen (MGIMO). Ihr zufolge müssten ICOs in einem Gesetz über digitale Währungen berücksichtigt werden. Bisher gebe es auf der ganzen Welt kaum Regulierungen dazu, erklärte Sidorenko.

Während traditionelle Kapitalmärkte strengen Regeln unterliegen, gelten diese für ICOs nicht. Deshalb sind Investoren großen Unsicherheiten ausgesetzt. Laut Sidorenko sei es notwendig, rechtsgültige Verträge und Methoden zur Authentifizierung einzuführen. Außerdem sollte das Verhältnis zwischen digitalen und „echten“ Währungen reguliert werden.

Schutz von Investoren

Der Vorsitzende des Duma-Ausschusses für Finanzmärkte, Anatoli Aksakow, hält ICOs nicht für eine relevante Investitionsquelle. Ihm zufolge sei die Betrugsgefahr eher gering. Ebenfalls wolle er davon absehen, ICOs mit Mehrwertsteuern zu belegen. Allerdings hält Aksakow eine Einkommenssteuer notwendig, die beim zukünftigen Verkauf von „Tokens“ anfallen soll.

Der Gründer des Fintech-Unternehmens BankEx.co, Igor Chmel, will ein ICO in Singapur durchführen. Er hätte das Crowdsale gerne in Russland gestartet – doch dort sei die Regulierung unzureichend, erklärte Chmel. In Singapur ist immerhin das Investment in Kryptowährungen völlig legal, berichtet Wedomosti. Ihm zufolge müsse ein mögliches Gesetz darauf abzielen, Mindestanforderungen an ICOs zu stellen und Investoren zu schützen.

Laut Chmel sollte die russische Regierung darauf verzichten, ICOs mit Mehrwertsteuern zu belegen. Dies hätte den Abzug zahlreicher Projekte in andere Länder zur Folge, glaubt der Experte. Doch eine Legalisierung von Kryptowährungen könnte dazu führen, große und kleine Unternehmen zu fördern. Chmel bezeichnet ICOs als Sprungbrett für die russische Wirtschaft.

Titelbild
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