Russland bleibt wichtigster Energielieferant Deutschlands

Russlands Anteil an deutschen Gas-, Öl- und Kohleeinfuhren ist 2015 gestiegen

Bei allen drei fossilen Energieträgern, Erdgas, Rohöl und Steinkohle, ist Russland für Deutschland der wichtigste Lieferant. 2015 konnte das Land seine Position hier sogar ausbauen. Die Diskussionen über eine Energie-Abhängigkeit von Russland werden aber schon lange geführt.

Von Klaus Dormann


Wenn es um Energielieferungen aus Russland geht, denken viele zunächst und fast ausschließlich an Erdgas. Erdgaslieferungen aus Russland waren schließlich politisch stets heiß umstritten – vor rund 40 Jahren das legendäre „Erdgas-Röhren-Geschäft“, heute die geplante Erhöhung der Nord Stream-Lieferungen durch die Ostsee. Kühle Kalkulationen von Unternehmen sind für Erdgasverträge mit Russland nun einmal nicht allein entscheidend.

Beim Streit über die Risiken von russischen Energielieferungen rückt oft in den Hintergrund, dass Russland für Deutschland auch größter Lieferant von Rohöl und Steinkohle ist. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hat am 18. März in ihrem Bericht „Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2015“ dazu neue Zahlen veröffentlicht:

Erdgas:

Die Erdgasimporte trugen 2015 zum Erdgasaufkommen in Deutschland rund 93 Prozent bei, die inländische Förderung stellte die restlichen sieben Prozent des Erdgasaufkommens. Russlands Anteil am deutschen Erdgasaufkommen stieg 2015 von 38 Prozent auf 40 Prozent (siehe Infografik weiter unten).

Die Anteile der Lieferländer an den Erdgasimporten weist die Arbeitsgemeinschaft nicht aus. Überschlägig ergibt sich aus ihren Angaben ein Anteil Russlands an den deutschen Erdgasimporten von rund 43 Prozent im letzten Jahr. Zweitgrößter Lieferant waren die Niederlande (31 Prozent der Importe). Norwegen stellte 23 Prozent der Erdgaseinfuhr.

Rohöl:

Russland ist mit Abstand wichtigstes Lieferland für die deutschen Ölraffinerien. Sein Anteil an den deutschen Rohölimporten stieg 2015 auf 35,7 Prozent (2014: 33,6 Prozent). Zusammen mit den anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion (GUS-Staaten) weitete Russland seinen Lieferanteil sogar von 45,7 Prozent auf 48,5 Prozent aus. Der Anteil der Nordsee-Anrainerländer einschließlich der übrigen EU-Staaten an den Rohölimporten ist nur gut halb so hoch (25,4 Prozent).

Anteil Russlands an deutschen Rohölimporten: 

  • 2014: 33,6 Prozent
  • 2015: 35,7 Prozent

Steinkohle (einschließlich Koks):

Auch bei den Importlieferungen für den deutschen Steinkohlenmarkt hat Russland 2015 seine Spitzenstellung als wichtigstes Lieferland nicht nur gehalten, sondern weiter ausgebaut. Sein Anteil stieg in den ersten elf Monaten auf 32,2 Prozent (2014: 27,6 Prozent). Auf Platz zwei war der Anteil der USA nur gut halb so hoch (17,0 Prozent).

Anteil Russlands an Steinkohleimporten (jeweils erste 11 Monate): 

  • 2014: 27,6 Prozent
  • 2015: 32,2 Prozent

Fazit: Russland ist also bei allen drei fossilen Energieträgern mit weitem Vorsprung größter Lieferant. Und sein Anteil an den deutschen Importen ist bei Steinkohle (32 Prozent) und Öl (36 Prozent) nicht sehr viel geringer als beim Erdgas (43 Prozent).

Weitere Diskussion über Risiken – Gabriel lobt Verlässlichkeit Russlands

Der Streit über Risiken von Energie- und insbesondere Erdgaslieferungen aus Russland wird angesichts der gestiegenen Lieferanteile Russlands anhalten. Wirtschaftsminister Gabriel hat, so die Deutsch-Russischen Wirtschaftsnachrichten, dazu in einer Rede beim Deutsch-Russischen Forum am 17. März jedoch betont, es sei „unsinnig“, dass inzwischen „fast täglich“ vor den Gefahren der Abhängigkeit von russischen Energierohstoffen gewarnt werde.

In den vier Jahrzehnten russischer Lieferungen von Öl und Gas nach Westeuropa, ein guter Teil davon unter Bedingungen des Kalten Kriegs, hätten Russland und die Sowjetunion stets absolute Liefertreue gezeigt. Und laut Tagesspiegel berichtete Gabriel in seiner Rede, er habe sich mit seinem russischen Amtskollegen darauf verständigt, schon jetzt die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen wiederzubeleben. Russland sei immer ein „verlässlicher Partner“ gewesen, eine Kooperation im Energiebereich deshalb „keine Bedrohung“.

Pro & Contra des Streitfalls Nord Stream 2 hat Ostexperte.de übrigens in diesem Artikel analysiert.

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