Pornhub-Nutzung in Russland nur mit Passdaten

Wie Pornhub in Russland ein Verbot umgehen will

Russland erwirkte in 2016 eine Sperrung der kanadischen Pornographie-Website Pornhub. Inzwischen funktioniert der Zugriff wieder – doch die Sache hat einen Haken.

Laut Alexa stand Pornhub.com bis Mitte 2016 auf Rang 40 der meistbesuchten Websites in Russland. Doch dann wurde die Pornographie-Plattform zum Opfer russischer Internet-Zensur. Die Behörde für Medienaufsicht (Roskomnadsor) hatte russischen Internet-Nutzern via Twitter empfohlen, keine Pornos zu schauen, sondern im „echten Leben“ nach Sexpartnern zu suchen.

Laut dem Moskauer Sacharow-Zentrum hatte die Sperrung einen positiven Nebeneffekt. Sie habe dazu geführt, dass Russen sich verstärkt für informationelle Selbstbestimmung interessieren: „Seit dem Verbot von PornHub schnellen die Nutzerzahlen von Anonymizern in Russland nach oben. Roskomnadsor hat die Aufgabe für uns erledigt.“, so der Internet-Experte Andrej Soldatow.

Nutzung nur via VKontakte

Nach sieben Monaten, im April 2017, funktionierte der Zugriff plötzlich wieder. Eine offizielle Erklärung für den Sinneswandel ist ausgeblieben. In der vergangenen Woche folgte die nächste Meldung: Pornhub funktioniert in Russland, aber nur unter einer Bedingung – die Anmeldung mithilfe des sozialen Netzwerks VKontakte ist Pflicht. Russische Datenschützer sind alarmiert.

Denn alle Profile bei VKontakte sind verknüpft mit einer Telefonnummer, und diese wiederum mit persönlichen Passdaten. Damit hat die Regierung zumindest theoretisch Zugriff auf die sexuellen Neigungen ihrer Bürger. „Es war der effektivste und simpelste Weg, um Einhaltung russischer Gesetze in Bezug auf jugendfreie Inhalte zu gewährleisten“, so das Unternehmen.

Keine persönlichen Nutzerdaten

Laut einem Bericht der russischsprachigen Internet-Zeitung Meduza sei die Einführung der Authentifizierung via VKontakte eine Initiative von Pornhub selbst gewesen. Die Maßnahme verfolge das Ziel, „weitere Sperrungen und Rechtsbrüche zu vermeiden“, so Pressesprecher Jewgeni Krasnikow. Das Unternehmen wolle weiterhin auf dem russischen Markt operieren.

Zudem versicherte Pornhub gegenüber Meduza, lediglich das Alter des Nutzers bei VKontakte abzufragen. Eine Speicherung von persönlichen Daten finde nicht statt, so der Pressesprecher. Es gebe keine Kooperation oder Datenaustausch mit russischen Behörden. Allerdings gibt es auf der VKontakte-Seite von Pornhub auch kritische Stimmen. Viele Nutzer befürchten Datenlecks.