Morgenkommentar am 9. März 2017

Postfaktisches Spiegel-Interview mit Konstantin Kossatschow, dem Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im russischen Föderationsrat. Aussage der Journalisten: “Nichts schadet Russlands Ansehen in der Welt mehr als der Syrieneinsatz.” Nicht als Frage formuliert – als Feststellung.

Wo das? Gleich drei ausländische Spitzenpolitiker geben sich heute im Kreml die Klinke in die Hand. Zuerst Benjamin Netanjahu, der israelische Ministerpräsident. Dann der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel. Am Abend schließlich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan.

Die USA als Ordnungsmacht auf dem eurasischen Kontinent haben versagt. Ob Russland erfolgreicher sein wird, sei dahingestellt. Der Skandal ist, dass wir uns weigern unsere Medien sich weigern, der Wirklichkeit ins Auge zu sehen. Die Redaktionen leben in ihrer Welt der alternativen Fakten, und das mindestens schon acht Obamajahre lang. Was wurde nicht jedes seiner Worte belauscht und beleuchtet. Moralischer Kleister statt Realität. Endlich wird die Welt gut – geredet.

Währenddessen, eigentlich seit der Finanzkrise 2008, seit Obamas erstem Präsidentenjahr, geht es mit dem westlichen Einfluss bergab. Während wir über Werte parlieren, machen Zar und Sultan Politik. China auch. Und der Iran. Wenn es so weitergeht, auch noch Nordkorea. 2014 hat der Eisberg nur kurz seine Spitze gezeigt. Das Ergebnis: Putin hat die Krim und die bleibt russisch. Ob der Westen sich seiner Kriegsbeute, der Ukraine, wirklich lange sicher sein kann?

Kossatschow macht sich darüber lustig, dass wir uns vor einem Senderchen wie RT fürchten. Er ist nicht der einzige Russe, der das so sieht. Die Hacker- und Hybridkriegshysterie hat uns viel stärker geschadet, als es wahrgenommen wird. Windbeuteln begegnet niemand mit Respekt. In der alternativen Wirklichkeit der Redaktionen mögen Werte zählen. In der Welt zählen Stehvermögen und Ergebnisse.