Morgenkommentar am 9. Februar 2017

Sogar die BILD Zeitung, die den Putin-Besucher Matthias Müller noch vor wenigen Monaten in der Luft zerfetzt hätte, gibt dem VW-Boss und seiner Strategie ihr Placet. Hauptsache, Müllers Treffens taugt als Seitenhieb gegen den verhassten amerikanischen Präsidenten. “Da staunste, Donald!”, mit den drei Worten schließt der Bericht. Warum, das wissen wohl nur der Autor und seine Chefredakteurin. Höchst unwahrscheinlich, dass Trump von dem Zusammentreffen im Kreml überhaupt Notiz genommen hat.

Umso wichtiger ist es, dass sich die deutschen Vorstände, die mittelständischen Unternehmer und sogar die jungen Startups von Müllers durchaus mutiger Reise inspirieren lassen. Den Verbandsvertretern sitzt nämlich immer noch der “Primat der Politik” im Nacken. Da muss es Daumenschrauben geben im Kanzleramt … einer der ersten, die einknickten, war im Frühjahr 2014 der damalige Ost-Ausschuss-Vorsitzende Eckhard Cordes. Seither klagen die Manager nur noch privat und vertraulich – bloß kein Wort an die Öffentlichkeit.

Und klagen tun sie alle. Schließlich ist das deutsch-russische Handelsvolumen seit 2013 um bald 30 Milliarden Euro geschrumpft – nur weil die Berliner Regierung die Ukraine partout auf Westkurs sehen will. Oder sehen muss. Aber was macht das schon für einen Unterschied. Nichts ändert sich, doch die Sanktionen werden verlängert. Und verlängert. Und verlängert.

Wenigstens spricht sich herum, dass von dem ganzen Zauber vor allem die US-Wirtschaft profitiert. Dort werden die Ausnahmeregelungen mit dem Füllhorn verteilt. Vielleicht fragt sich auch Matthias Müller: Ist Volkswagen nicht viel zu abhängig von den Amerikanern? Die mögen doch gar keine Wolfsburger Autos, nur die Wolfsburger Milliarden nehmen sie gern. In Russland hingegen ist VW der größte ausländische Autobauer. Irgendwann rappelt das Land sich aus der Krise, dann geht es auch wieder aufwärts. Höchste Zeit, dass deutsche Manager und Unternehmer sich an Matthias Müller ein Beispiel nehmen.