Morgenkommentar am 19. Januar 2017

Morgenkommentar am 19. Januar 2017

19.01.2017, 09.57 MEZ | Noch 24 Stunden: Der Countdown läuft. Was bringt die Zukunft in Gestalt des neuen US-Präsidenten Donald Trump? Auch Russland hält den Atem an.

An die große Liebe glaubt in Moskau niemand; dazu kennen die beiden Länder sich viel zu gut. Für Russland gilt schon als Erfolg, wenn der Westen das Geschäftsmodell “Demokratieexport” einmottet und künftig vor der eigenen Türe kehrt. Skeptiker warnen noch aus einem anderen Grund vor Euphorie. Seit dem Kalten Krieg begannen sämtliche US-Präsidentschaften unter einem hoffnungsfrohen russisch-amerikanischen Stern. Und jedesmal stand am Ende die große Enttäuschung. Wobei Obama, dessen Amtszeit offizielle russische Medien dieser Tage als Blamage bezeichnen, den Vogel abschießt.

Grundlegend ändern wird sich das erst, wenn Trump – oder ein anderer künftiger US-Präsident – es schafft, die vermeintliche Rivalität der beiden Länder nachhaltig ad acta zu legen. Geostrategisch ist das neue Russland nämlich ebensowenig ein US-Rivale wie das Zarenreich vor 1917. Gerieben wird sich nur auf ideologischem Gebiet.

Seit dem Sieg über den Kommunismus basteln die Hohepriester des westlichen Liberalismus an der schönen neuen Welt. Nur nach ihrer Facon kann die Menschheit selig werden, davon sind sie felsenfest überzeugt. Und fühlen sich natürlich von Ländern herausgefordert, die stark genug sind, sich dem zu widersetzen. China etwa, und Russland natürlich. Ob diese Gemengelage sich unter Trump ändern wird – die Probe aufs Exempel steht noch aus.