Moody’s: Russland-Sanktionen treffen Gazprom

Moody’s: US-Sanktionen gegen Russland treffen Gazprom

Das neue US-Sanktionsgesetz gegen Russland trifft in erster Linie den Energiekonzern Gazprom. Dies geht aus einem Bericht der Wirtschaftszeitung Wedomosti unter Berufung auf eine Studie der Rating-Agentur Moody’s hervor.

Nach einer Analyse der New Yorker Rating-Agentur Moody’s könnten die US-Sanktionen den russischen Energiesektor empfindlich treffen. Die Warnung betrifft insbesondere Gaspipeline-Projekte wie Nord Stream 2 oder Turkish Stream. Vor zwei Wochen hat der französische Energieriese Engie laut dpa angekündigt, die Finanzierung von Nord Stream 2 zu überdenken.

Im April 2017 hatten fünf europäische Gazprom-Partner angekündigt, insgesamt 4,75 Milliarden Euro in die geplante Ostseepipeline zu investieren. Bei den beteiligten Konzernen handelte es sich neben Engie auch um Uniper (ex-Eon), OMV, Shell und Wintershall. Der Gesamtkosten wurden auf 9 Milliarden Euro beziffert. Damit deckten die europäischen Konzerne 50% der Finanzierung.

Laut Moody’s ist die Fertigstellung von Nord Stream 2 in akuter Gefahr. Ebenfalls problematisch ist die geplante Gaspipeline Turkish Stream, die von der südrussischen Küstenstadt Anapa in die Türkei verlegt werden soll. Dort kooperiert Gazprom mit internationalen Partnern, die vom neuen US-Sanktionsgesetz bedroht werden. Beide Projekte könnten sich erheblich verzögern.

Gastransit durch die Ukraine

Die Pipelines sollen Ende 2019 in Betrieb genommen werden. Im selben Zeitraum erlischt Russlands Vereinbarung über den Gastransit durch ukrainisches Staatsgebiet. Bisher ist unklar, ob die Verträge verlängert werden sollen. Eine Bauverzögerung bei Nord Stream 2 könnte die Verhandlungsposition von Gazprom deutlich schwächen, heißt es in der Analyse von Moody’s.

Die ukrainischen Transitgebühren könnten in Zukunft stark ansteigen. Bei einer gleichzeitigen Erhöhung des Transportvolumens wäre dies eine finanzielle Belastung für Gazprom, schreibt Wedomosti. Laut Unternehmenschef Alexei Miller sollen Nord Stream und Turkish Stream den Transit durch die Ukraine von 80 Mrd. m³ Gas pro Jahr (2016) auf 10-15 Mrd. m³ verringern.

Kritik an US-Sanktionen

Vertreter der deutschen Wirtschaft kritisieren die US-Sanktionen scharf. „Die US-Sanktionen gefährden die Energiesicherheit Europas, das auch in Zukunft Gaslieferungen aus Russland brauchen wird, und die deutsche Wirtschaft in Russland“, erklärte Rainer Seele, Präsident der AHK Russland. Europas Energieversorgung liege „ausschließlich in der Verantwortung“ der EU.

Auch die deutsche Politik äußert Kritik an den neuen US-Sanktionen. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel erklärte dazu: „Die US-Außenpolitik darf nicht zum verlängerten Arm der US-Wirtschaftspolitik werden. Russland weiter in die Ecke zu drängen, indem man russisches Gas aus Europa verdrängt und die Europäer amerikanisches Gas kaufen müssen, das geht nicht.“

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”]Thawt Hawthje, Gazprom, Size changed to 1040×585 px. CC BY 2.0)