Mein Weg nach Moskau – von Kaviar, Wodka und Minusgraden

Mein Name ist Antonia Meyer. Im Juni 2014 habe ich meinen Bachelorabschluss in Europäischer Wirtschaft und Unternehmensführung an der Fachhochschule des BFI in Wien absolviert. Bevor ich mich für ein weiterführendes Masterstudium entscheide, möchte ich ein Jahr lang Auslands- und Praxiserfahrung sammeln. Das erste Ziel meiner Reise ist Moskau. Hier habe ich mit Ende Juli ein 3-monatiges Marketing–Praktikum bei der deutschen Unternehmensberatung RUFIL CONSULTING begonnen.

Warum Moskau? Die Gründe hierfür sind vielseitig. Einerseits habe ich während des Studiums meine Liebe zur russischen Sprache entdeckt. Ein weiterer ausschlaggebender Faktor war die von mir gewählte Spezialisierung „Schwarzmeer Region.“ Einem Gebiet das in den vergangenen Jahren immer mehr an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen hat. Da wie bei jedem Studium alles überwiegend theoretisch ist, entschied ich mich nach Russland zu kommen um ein paar praktische Erfahrungen zu sammeln, sowie meine Russischkenntnisse zu verbessern.

Abgesehen von den klassischen Stereotypen wie Kaviar en Masse, Wodka der bereits zum Mittagessen getrunken wird, sowie Temperaturen stets unter dem Gefrierpunkt, hatte ich keine genaue Vorstellung von dem was mich in diesem Land erwartet. Jedoch war mir klar dass dies der Beginn einer interessanten Reise wird.

Angekommen in Moskau wurde mir schnell bewusst dass diese ganzen „Vorurteile“ mehr ein Mythos als Realität sind. Obgleich es auf den Straßen Moskaus Kaviarautomaten gibt, habe ich bisher noch niemanden einen solchen benützen sehen. Generell sei es eher unüblich schwarzen Kaviar zu essen, da dieser hauptsächlich exportiert wird. Bezüglich des angenommenen fröstelnden Klimas wurde ich schnell eines besseren belehrt. Temperaturen von über 30 Grad waren nicht das was ich erwartet hatte als ich meinen Koffer gepackt habe. Lediglich was den Wodka angeht war meine Vorstellung nicht ganz falsch. Selbst im kleinsten Supermarkt gibt es mindestens 8 verschiedene Sorten zu kaufen. Trotz dieser Omnipräsenz habe ich aber feststellen müssen, dass in Restaurants bevorzugt zu alkoholfreien Getränken gegriffen wird.

Meine ersten Wochen in Moskau habe ich als sehr positiv empfunden. Ich habe die Russen als ein stets freundliches und sehr hilfsbereites Volk kennen gelernt. Nach dem Motto „andere Länder, andere Sitten“ habe ich auch festgestellt, dass Russland – trotz seiner Nähe zu Europa – doch große kulturelle Unterschiede aufweist. Am meisten hat mich die Tatsache überrascht, dass Männer Frauen zur Begrüßung nicht die Hand geben. Anfänglich als unhöflich empfunden habe ich schnell festgestellt, dass dies keine Form von Respektlosigkeit ist, sondern einfach Sitte ist.

Überrascht war ich auch von der überaus herzlichen Begrüßung meiner Mitbewohnerin. Gerade einmal bei der Tür hereingekommen habe ich gleich eine Umarmung sowie ein „Bussi“ auf die rechte und linke Wange erhalten.

Trotz all dieser positiven Erfahrungen, ist es dennoch eine gewisse Herausforderung für mich in Moskau zu leben. Die russische Sprache stellt mich immer wieder vor Probleme, speziell wenn es darum geht Produkte im Supermarkt zu kaufen deren russische Bezeichnung ich nicht kenne. Auch die Wohnverhältnisse sind ein wenig gewöhnungsbedürftig. Ich muss mich erst daran gewöhnen das nicht stets sauberes Wasser aus der Leitung kommt beziehungsweise der Backofen aussieht als ob er jeden Moment explodieren könnte. In allem Negativen verbirgt sich jedoch auch immer etwas Positives. So lerne ich wenigstens ohne Ofen zu kochen und das österreichische Leitungswasser mehr zu schätzen.

Ich bin nun knappe drei Wochen in Moskau und habe mich bereits sehr gut eingelebt.Meine Freizeit verbringe ich hier am liebsten, wenn es das Wetter zulässt, im Freien. Ansonsten auch mal gerne in Museen, Ausstellungen oder auch im Shoppingcenter. Ob ich für einen längeren Teil meines Lebens in Moskau bleiben würde, kann ich nach so kurzer Zeit noch nicht sagen. Der Reiz hat mich jedoch gepackt und bestimmt weiß ich nach diesem ersten Aufenthalt mehr.