Auf’s (Leih-)Rad gekommen!

Erfahrungsbericht aus Moskau: Auf’s (Leih-)Rad gekommen!

Gestern, in der Innenstadt Moskaus. Ich hatte ein Nachmittagsmeeting auf der Schokoladenfabrik-Halbinsel „Roter Oktober“. Während meines Treffens wurde auf der gegenüberliegenden Moskwa-Uferseite die Straße für eine Kirchenfeier im Moskauer Dom gesperrt.

Meine Taxi-App (dazu ein anderes Mal mehr) zeigt mir doppelte Fahrzeit und Kosten für meinen Nachhauseweg an. Außerdem sagt die Karten-App von Yandex, dass um mich herum alle Straßen rot sind. Also Stau ohne Ende.

Und nun? Der Zugang zur nächsten Metro an der Kropotkinskaja ist wegen der Kirchenfeier nicht ohne beträchtlichen Umweg zugänglich.

Velobike.ru – Fahrradverleih in Moskau
VeloBike.ru – Fahrradverleih in Moskau

Es ist an der Zeit, das Fahrrad-Leihprogramm der Stadt Moskau auszuprobieren: VeloBike.ru. Ich lade mir kurz die App auf mein Telefon. Leider ist diese nur auf Russisch verfügbar. Nach der Registrierung kann ich nach der nächsten Leihstation suchen. Die App sagt, dass sie nur 300 Meter von mir entfernt liegt. Dort gibt es noch 3 freie Fahrräder. Es gibt normale Räder und E-Bikes. Leider kein E-Bike mehr an meiner Station.

30 Minuten umsonst

Die Bestellung läuft über einen Automaten. Es erinnert ein wenig an die DB-Leihräder in den großen Städten Deutschlands. Um ein Fahrrad leihen zu können, muss man ein Abo abschließen. Das günstigste kostet 150 Rubel pro Tag. Im Preis inbegriffen sind die ersten 30 Minuten jeder Fahrt. Ein Monats-Abo kostet 600 Rubel, ein Saison-Abo 1.200 Rubel. Die Saison geht von Anfang Mai bis Ende Oktober.

Wie gesagt, pro Ausleihung hat man 30 Minuten umsonst. Danach kostet es 30 Rubel für die erste Stunde. Bis zur zweiten Stunde 100 Rubel, bis zur dritten 450 Rubel und bis zur vierten Stunde 1.000 Rubel. Ein ganzer Tag kostet 1.500 Rub. Zwei Tage machen 3.000 Rubel. Falls das Bike länger weg ist, gibt es 30.000 Rubel Strafe. Man sollte also sicherstellen, dass das Fahrrad bei der Abgabe richtig einrastet und abgemeldet ist.

Registrierung per Kreditkarte

Zur Registrierung braucht man eine Kreditkarte. Diese wird bei jeder Ausleihung mit mindestens 5 Rubel belastet. Ich nehme an, um eine Sicherheit für das Fahrrad zu haben. Man kann auch eine Troika-Karte in der App oder am Terminal registrieren und sich ganz einfach per Troika (die Karte an das kleine Terminal am Fahrrad halten) anmelden und das Fahrrad auf diese Weise entsperren.

Die Fahrräder sind rudimentär, aber recht komfortabel. Die 3-Gangschaltung reicht für fast alles, was Moskau zu bieten hat. Man kann die Höhe des Sitzes einfach anpassen, aber bei einigen der Räder vor Ort war diese Funktion kaputt. Das sollte man auf jeden Fall vor dem Anmieten prüfen.

Gefährliches Vergnügen

In Moskau wird das Fahren auf Gehsteigen akzeptiert, aber auch das kann schwierig werden, wenn jene belebt sind. Es ist eher anstrengend, auf Moskaus Straßen zu fahren. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Moskauer Auto- und Busfahrer keine Erfahrung im Umgang mit Radfahrern in ihrem Territorium haben.

Ich bin während meiner 25-minütigen Testfahrt des Öfteren geschnitten und abgedrängt worden. Das ist bei Trolleybussen und anderen großen Gefährten besonders bedrohlich. Außerdem musste ich zwei Mal scharf ausweichen und in die Fahrspur der Autos schwenken, weil jemand die Türe eines parkenden Autos aufgemacht hat, ohne zu schauen.

Im Großen und Ganzen war die Fahrt komfortabel. Ich bin im Zentrum genauso schnell von A nach B gekommen wie mit der Metro. Bei schönem Wetter ist das Leihrad eine Alternative. Gerade in der Rushhour kommt man natürlich schneller voran, und das Rad ist eine echte Alternative zum Taxi, auch wenn man vielleicht ein wenig verschwitzt ankommt.

Das Fahrrad hat hinten eine Gepäckhalterung und vorne eine Art Korb, in welcher auch eine Aktentasche Platz hat. Zudem gibt es ein Schloss, damit man das Fahrrad auch zwischendurch irgendwo abstellen und anbinden kann.

Die Rückgabe des Rades kann an jeder Leihstation erfolgen. In der App, aber auch auf der Website, werden die nächsten Stationen angezeigt. Die Verteilung in der Innenstadt ist gut, und in der Regel gibt es alle hundert Meter eine Station. Man schiebt das Rad einfach wieder in die Halterung und bekommt danach die Auswertung. Es werden die Gesamtzeit, ggf. der Leihpreis (wenn über 30 Minuten) und die gefahrene Distanz in Kilometern angezeigt. Danach bekommt man auch eine Bestätigung per E-Mail und in der App.

Viel Spass beim Radfahren!

www.velobike.ru