Doing Business: Russland wird geschäftsfreundlicher

Beim Ranking der Weltbank zur Geschäftsfreundlichkeit landet Russland auf dem 51. Platz.

Russland ist dem neuen Doing Business-Index der Weltbank zufolge geschäftsfreundlicher geworden. Einige wichtige Bereiche, in denen die die ausländischen Unternehmen im Land hohen Reformbedarf sehen, werden von dem Ranking allerdings nicht erfasst.

Russland kann sich im Doing Business-Ranking der Weltbank für 2016 um 11 Plätze steigern und landet auf dem 51. Platz. Für das Ranking wird sich in 189 Ländern angesehen, inwiefern Gesetze und Bestimmungen Geschäftsaktivitäten fördern oder einschränken. Anhand dessen werden die Länder danach eingestuft, wie einfach es dort ist, Geschäfte zu machen.

Deutschland landet dabei in diesem Jahr auf dem 15. Platz, Österreich auf dem 21. und die Schweiz auf 26. Die Nummer eins ist wie auch in den letzten Jahren Singapur. Russland steigert sich weiter und liegt nun vor Moldawien (52) und hinter Peru (50). Bereits im Vorjahr hatte Russland 30 Plätze gewinnen können und landete auf dem 62. Rank. 2012 lag Russland noch auf Platz 120.

Doing Business: Russland
Abb. 1: Die Rangliste aus dem Bericht von Doing Business: Russland auf dem 51. Platz.

Um die Liste aufzustellen, betrachteten die Mitarbeiter der Weltbank in den Ländern 10 verschiedene Bereiche von Geschäftsaktivitäten:

  • Geschäftsaufbau
  • Umgang mit Baugenehmigungen
  • Zugang zu Elektrizität
  • Registrierung von Eigentum
  • Vergabe von Krediten
  • Schutz von Minderheitsaktionären
  • Steuerentrichtung
  • Handel über die Grenzen
  • Vertragsdurchsetzung
  • Insolvenzregelungen.

Reformfreudiges Russland

In Bezug auf Russland hebt der Doing Business-Bericht vor allem positive Reformen in Russland hervor. Es sei eines der zwölf Länder, in denen vier oder mehr Reformen durchgeführt wurden, die es vereinfachten Geschäfte zu machen.

Im Bericht werden diese Verbesserungen in fünf Bereichen in Russland hervorgehoben:

  1. Geschäftsaufbau
    In dem Bericht heißt es: “Die Russische Föderation hat es einfacher gemacht, ein Geschäft zu eröffnen, indem die Anzahl der Tage reduziert wurde, die nötig sind, um einen Geschäftskonto zu eröffnen.“ Außerdem seien in Moskau Online-Prozeduren eingeführt worden, die den Geschäftsaufbau vereinfachten.
  2. Zugang zu Elektrizität
    Russland hat den Prozess, einen Stromanschluss zu erhalten einfache, schneller und günstiger gemacht, indem eine Zählerinspektion der Stromanbieter abgeschafft und die Stromtarife überarbeitet wurden.
  3. Registrierung von Eigentum
    Die Übertragung von Eigentum wurde vereinfacht, indem das Land ein effektives Zeitlimit für die staatliche Registrierung eines gekauften Grundstücks eingeführt hat.
  4. Vergabe von Krediten
    Der Zugang zu Krediten wurde mittels eines neuen Gesetzes für sichere Transaktionen vereinfacht, das ein zentrales Register für Sicherungen eingeführt hat.
  5. Steuerentrichtung
    Russland hat es für Unternehmen günstiger gemacht, ihre Steuern zu zahlen, indem bewegliches Vermögen von der Unternehmensgrundsteuerbasis ausgenommen wurde.

Zur Erstellung dieser Rangliste wurden in Russland die beiden größten Städte des Landes, Moskau und St. Petersburg, betrachtet.

Im Vergleich zum Vorjahr wurden einige Faktoren neu definiert. Die NZZ sieht darin unter anderem den Grund für das bessere Abschneiden, bezeichnet die Verbesserung allerdings als “verdient”.

Vorne bei Verträgen und Eigentum, hinten bei Handel und Baugenehmigungen

Am besten schneidet das Land in der Kategorie Vertragsdurchsetzung (5. Platz) und Registrierung von Eigentum (8.) ab. In der Rubrik Handel über die Grenzen wird Russland hingegen nur 170. von 189. Auch beim Einholen von Baugenehmigungen schneidet das Land verhältnismäßig schlecht ab (119.).

Auszug aus dem Doing Business-Bericht für Russland
Hier sehen Sie den Überblick für Russland aus dem Bericht. In den mit Haken markierten Kategorien gab es im vergangenen Jahr regulatorische Verbesserungen.

Wichtige Bereiche für Reformen von Ranking nicht erfasst

Dennoch ist das Ranking mit Vorsicht zu genießen. Zwar gab es in vielen Bereichen deutliche Verbesserungen, doch einige Faktoren, die von den ausländischen Unternehmen in Russland als kritisch angesehen werden, werden bei Doing Business gar nicht abgefragt. Bei der AHK-Geschäftsklima-Umfrage von Anfang 2015 wurden etwa Korruption, Protektionismus und Fachkräftemangel als Gebiete mit hohem Reformbedarf angegeben (siehe Abbildung 2).

Grafik Reformbedarf Geschäftsklima AHK 2015
Abb. 2: Bei der AHK-Geschäftsklimaumfrage im Frühjahr 2015 wurden deutsche Unternehmen zu den Bereichen befragt, in denen sie Reformbedarf sehen.

 


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Quellen

Doing Business 2016

AHK-Geschäftsklimaumfrage 2015

NZZ: Ein Stromanschluss ist keine Reformagenda

[accordion open_icon=”camera-retro” closed_icon=”camera-retro”] [toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”] Quelle:

Titelbild: Simon Schütt

Abbildungen:

  1. Doing Business 2016
  2. AHK Geschäftsklimaumfrage 2015
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