Die 10 größten Fehler bei der Personalsuche und Stellenbesetzung in Russland und Osteuropa: Teil 1 von 3

Teil 1: Unzureichende Vorbereitung – Strategische Fehler (der Vergangenheit) – Vermeintlich billige Suche

Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwunges und der bis 2008 beispiellosen Expansion westlicher und vor allem deutscher Unternehmen in Osteuropa und Russland wurde bei der Besetzung offener Stellen – auch bei wichtigen Schlüsselpositionen – in den Niederlassungen vor Ort oft ein falscher Schritt gemacht.

Unter dem Eindruck der weltweiten Finanzkrise treten diese Fehler mitunter deutlicher zu Tage. So manches Unternehmen sieht sich daher jetzt gezwungen, Fach- und Führungspositionen in Osteuropa und Russland im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten wieder neu zu besetzen. Bis 2008 waren z. B. 80 % der von SCHERL & PARTNER zu besetzenden Positionen Expansionsbesetzungen, nun geht es bei 80 % der Stellen um eine Ersatzbesetzung, wie etwa den Austausch des Geschäftsführers oder Vertriebsleiters.

In besonderem Maße gilt die auch für die Baubranche in Russland und Osteuropa, die vor Beginn der Krise noch als die Wachstumsbranche schlechthin bezeichnet werden konnte.

1. Unzureichende Vorbereitung

Viele Fehler bei der Besetzung von Fach- und Führungspersonal in Osteuropa und Russland sind schlichtweg das Resultat einer mangelhaften Vorbereitung der Unternehmen für eine Personalsuche und Stellenbesetzung in diesen Märkten.

Dies bezieht sich nicht nur auf die Unkenntnis der Bedingungen vor Ort (z. B. bzgl. des Führungsstils, der Gehaltsstrukturen oder des Arbeitsrechts) oder auf falsche Erwartungshaltungen an Bewerber (z. B. Lebenslauf und Karriereerwartungen). Auch hinsichtlich der Planung des Personalbedarfes muss bei so manchem Unternehmen festgestellt werden, dass in bezug auf Russland und Osteuropa ein klares Konzept für die Marktentwicklung und klare Vorstellungen, welches Personal eigentlich benötigt wird, fehlen.

Das fehlende Wissen um die Verhältnisse vor Ort und um die interkulturellen Unterschiede und Besonderheiten sind in den Märkten Osteuropas und Russlands ist aber nicht nur für die Stellenbesetzung entscheidend, sondern auch für die weitere Betreuung und Führung der Mitarbeiter.

2. Strategische Fehler (der Vergangenheit)

Der Erfolg einer Personalsuche in Osteuropa und Russland wird nicht zuletzt wesentlich durch Entscheidungen eines Unternehmens, die in der Vergangenheit getroffen wurden, beeinflusst.

Zu nennen sind hier in erster Linie die Standortwahl (z. B. Aufbau einer Produktion in der russischen Provinz ohne Berücksichtigung des späteren Bedarfs an qualifiziertem Fach- und Führungspersonal), die Gründung eines Joint Venture mit einem russischen Partner anstelle des Aufbaus einer eigenen Struktur oder auch eine „falsche“ Betreuung der Auslandsmärkte in Osteuropa (z. B. die Unterstellung der ukrainischen Tochtergesellschaft unter die russische, oder etwa die Steuerung des russischen Marktes über Warschau, Prag oder Wien).

Hierbei handelt es sich – leider – um Beispiele aus der Praxis deutscher Unternehmen, Fehler, die mit etwas mehr Realitätssinn vermeidbar gewesen wären. Es liegt auf der Hand, dass erfolgsorientierte Fach- und Führungskräfte nur bei einem finanziell entsprechend attraktiven Angebot für einen Produktionsstandort in der Provinz zu gewinnen sind, wie etwa im Fall des rund 60 km östlich von Moskau gelegenen Provinzstädtchens Noginsk (ca. 120.000 Einwohner) mit seinen neugeschaffenen Industrie- und Businessparks.

Dass Kooperationspartner auch eigene Interessen verfolgen (können) und nicht immer der jeweiligen Unternehmenskultur entsprechen, sollte auch keine große Überraschung darstellen. Eine Trennung von Partnern zu einem späteren Zeitpunkt ist dann in der Regel mit deutlich höheren Kosten verbunden, als es eine Investition in eine eigene Vertretung gewesen wäre.

Und hinsichtlich der Betreuung der Auslandsmärkte sollte selbst historisch und politisch desinteressierten Menschen mittlerweile klargeworden sein, dass Osteuropa und Russland keine einheitliche Masse, sondern ein Konglomerat unterschiedlichster und vielfältigster Regionen darstellen.

3. Vermeintlich billige und schnelle Suche – „Der Geizige zahlt zweimal, der Dumme immer.“ (russ. Sprichwort)

Nicht selten neigen die Unternehmen zu der Annahme, dass die Finanzkrise zu einer deutlichen Entspannung auf den vormals überhitzten Arbeitsmärkten in Osteuropa und Russland geführt habe.

In bezug auf leichter austauschbares Personal in der Produktion, im Handel und im Dienstleistungssektor ist dies auf jeden Fall zutreffen. Hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte für Positionen im Vertrieb und Management hingegen sind auch weiterhin nur in geringem Ausmaß auf dem Arbeitsmarkt frei verfügbar, sie müssen gezielt gesucht und abgeworben werden. Und sie sind auch kaum „billiger“ als noch vor der Krise.

Grundsätzlich ist die Personalsuche jedoch einen Aufgabe, die ein notwendiges Maß an Erfahrung, Zeit, Sorgfalt und (finanzieller sowie personeller) Mittel erfordert. Wird schon die Suche von Fach- und Führungskräften „mit angezogener Handbremse“ gemäß einer „Geiz-ist-geil“-Mentalität nur über Anzeigen oder gar über Empfehlungen von Bekannten oder Mitarbeitern betrieben, so gleicht dies eher einem Glückspiel bzw. Casinobesuch. Von einer professionellen Suche von Fach- und Führungskräften kann hier keine Rede mehr sein.

Bei einer Suche über eigene Mitarbeiter ist auf jeden Fall darauf zu achten, dass diese nicht nur über die entsprechenden Sprach- und Landeskenntnisse, sondern auch über die notwendige Erfahrung in dem jeweiligen Markt vor Ort verfügen. Als lohnende Option bietet sich eine Personalsuche mittels eines  unabhängigen und erfahrenen Personalberatungsunternehmens an. Aber auch bei der Wahl des Headhunters ein entsprechendes Maß an Sorgfalt unabdingbar.