Deutsche Initiative prüft Finanzierung von Zugstrecke Moskau–Kasan

Deutsches Konsortium prüft Finanzierung von HGV-Strecke Moskau–Kasan

Ein deutsches Konsortium aus Siemens, Deutsche Bank und anderen Unternehmen will ein neues Angebot für die Finanzierung der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke von Moskau nach Kasan vorlegen. Darüber berichtet die Tageszeitung Kommersant.

Zuvor hatte die Deutsche Initiative für Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV) in Russland unter der Schirmherrschaft der Deutsch-Russischen AHK erwägt, einen Streckenabschnitt der geplanten Zugstrecke von Moskau nach Kasan mitzufinanzieren. Doch inzwischen prüft das Konsortium die Möglichkeit, sich an der Finanzierung der gesamten HGV-Strecke zu beteiligen.

Dies erklärte der Präsident von Siemens in Russland, Dr. Dietrich Möller, gegenüber Reportern im Rahmen des Eisenbahn-Forums 1520 in Sotschi. Neue Vorschläge zur Finanzierung der 770-Kilometer-Strecke sollen der Russischen Eisenbahn (RZD) im „Juni oder Juli“ vorgelegt werden. Die Gesamtkosten der HGV-Strecke werden auf 1,26 Bio. Rubel (ca. 20 Mrd. Euro) geschätzt.

Das Konsortium will sich nicht nur an der Finanzierung, sondern an der technischen Umsetzung beteiligen. Russische Unternehmen sollen von deutschem Know-How profitieren. Laut Möller führe die Deutsche Initiative deshalb Verhandlungen mit „großen Bauunternehmen in Russland, die insbesondere auch bei den Bauarbeiten in Sotschi beteiligt waren“ (TASS).

Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern

Auch eine „trilaterale Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern“ wird von Siemens in Betracht gezogen, erklärte der russische Siemens-Chef im Exklusiv-Interview mit Ostexperte.de. Sein Interesse am Milliardenprojekt sei groß: „Wir verfügen bereits heute über modernste Fahrzeug-Lösungen, die auf der HGV-Strecke Moskau–Kasan eingesetzt werden können.“

Für die geplante Strecke von Moskau nach Kasan sei laut Möller eine „modernisierte Version des HGV-Zuges Sapsan mit einer Geschwindigkeit bis zu 400 km/h“ vorgesehen. Der von Siemens entwickelte Elektrotriebwagen Sapsan (auf Deutsch: Wanderfalke) kommt derzeit u. a. auf den HGV-Strecken Sankt Petersburg–Moskau sowie Moskau–Nischni Nowgorod zum Einsatz.

Schnellverbindung von Moskau nach Peking

Die HGV-Strecke Moskau–Kasan könnte auf lange Sicht Teil einer Schnellverbindung von Moskau nach Peking werden, schreibt Kommersant. Die chinesische Regierung habe im Rahmen der Neuen Seidenstraße („One Belt, One Road“) Interesse am Ausbau einer Infrastruktur, die China mit Westeuropa und dem Nahen Osten verbinde. Dabei spiele Russland eine wichtige Rolle.

RZD-Präsident Oleg Belosjorow schätzt laut Kommersant, dass die HGV-Strecke Moskau–Kasan bis 2023 rund 4,7 Mio. Menschen pro Jahr befördern werde. Bis 2030 soll die Zahl auf 15,9 Mio. heranwachsen – und bis 2050 sogar auf 23,9 Mio. Menschen. Die Inbetriebnahme ist für 2022 oder 2023 geplant. Die Fahrtzeit soll sich dadurch von 14 auf 3,5 Stunden verkürzen.

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”] Quelle: Sergey Korovkin 84, ЭВС2-02, Size changed to 1040x585px., CC BY-SA 3.0