Bericht: So war der 7. Osteuropa Wirtschaftstag

So war der 7. Osteuropa Wirtschaftstag in Hamburg

Gestern hat der Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft hochrangige Gäste zum 7. Osteuropa Wirtschaftstag in die Handelskammer Hamburg eingeladen. Der Chefredakteur von Ostexperte.de, Thorsten Gutmann, gehörte zu den Teilnehmern. Auch das aktuelle Print-Magazin von Ostexperte.de zur „Eurasischen Wirtschaftsunion“ lag vor Ort aus.

„Berlin ist das Zentrum der Bundespolitik, doch die Wirtschaft braucht den Hamburger Hafen.“ Dies sind die Worte des Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz, zu Beginn des 7. Osteuropa Wirtschaftstags. Vor ihm sitzen mehr als 100 Wirtschafts- und Politikvertreter aus unterschiedlichen Ländern und Branchen. Scholz ruft die Gäste dazu auf, die „Ost-West-Kooperation“ zu stärken – „auch über die EU-Grenzen hinaus“.

Gäste des 7. Osteuropa Wirtschaftstags im Albert-Schäfer-Saal der Handelskammer Hamburg
Gäste des 7. Osteuropa Wirtschaftstags im Albert-Schäfer-Saal der Handelskammer Hamburg. Quelle: Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft

Das Programm der ganztägigen Veranstaltung ist vielseitig. In den Panels „Urbane Infrastruktur“, „Digitalisierung/Industrie 4.0“ sowie „Logistik und Verkehr“ diskutieren Konzerne und Mittelständler über Herausforderungen, Chancen und Vernetzungsmöglichkeiten in Mittel- und Osteuropa. Auch ein englischsprachiger Workshop zur stärkeren Kooperation von KMUs und Start-Ups wurde den Teilnehmern angeboten. Veranstaltungsort war die HK Hamburg,

Urbane Infrastruktur in Mittel- und Osteuropa

Im Vorfeld der Diskussion zur Infrastruktur präsentierte GTAI-Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich eine Keynote über die Standortvorteile mittel- und osteuropäischer Hauptstädte. Danach kam die georgische Vize-Wirtschaftsministerin Nino Javakhadze zu Wort. Ihr Land sei am Handel sowohl mit der EU als auch mit Russland interessiert, erklärte die Politikerin. Auch für die deutsche Wirtschaft sei es lohnenswert, einen Blick nach Georgien zu werfen.

Interessant waren die Redebeiträge des Geschäftsführers von REMONDIS International GmbH, Hendrik Vonnegut, sowie des Managing Director CIS bei TOMRA Sorting OOO in Moskau. Beide Unternehmen sind in der osteuropäischen Müllwirtschaft aktiv. Dabei warf Knut Höller von der Initiative Wohnungswirtschaft Osteuropa (IWO) e. V. die spannende Frage in den Raum, wer den Bauschutt der zum Abriss freigegeben „Chruschtschowkas“ entsorgen soll.

Digitalisierung und Industrie 4.0

Das zweite Panel zur Digitalisierung wurde vom Berliner Büroleiter bei Giesecke & Devrient GmbH, Fabian Bahr, mit einer Keynote über das Thema Cyber-Security eingeleitet. Mit dem Generaldirektor des Unternehmens Novameta (Kaunas) sowie der Leiterin der Wirtschaftsförderung in Deutschland bei Enterprise Estonia, Riina Leminsky, waren auch Teilnehmer aus Ländern anwesend, die bei Osteuropa-Gesprächen häufig zu kurz kommen.

Von links: Mirco Nowak (Arbeitskreis Osteuropa an der Handelskammer Hamburg), Olaf Scholz (Erster Bürgermeister von Hamburg) und Dr. Carl Ludwig Theodor Wuppermann (Vorsitzender des Osteuropavereins)
Von links: Mirco Nowak (Arbeitskreis Osteuropa an der Handelskammer Hamburg), Olaf Scholz (Erster Bürgermeister von Hamburg) und Dr. Carl Ludwig Theodor Wuppermann (Vorsitzender des Osteuropavereins)

Der Vorsitzende des Aufsichtsrats bei der HHLA Hamburger Hafen und Logistik AG, Prof. Dr. Peet Witten, konnte die teilweise zähe Veranstaltung durch seine lockere nordische Art zum Aufschwung bringen. Zuvor beklagten sich einige Teilnehmer über den fehlenden Spannungsbogen. Gute Redebeiträge zur Logistik lieferten der CEO Otto Group Russland, Martin Schierer, und der Vorsitzende des Kuratoriums bei Fraunhofer, Prof. Burghard Scheel.

Nino Javakhadze (Georgische Vize-Wirtschaftsministerin)
Nino Javakhadze (Georgische Vize-Wirtschaftsministerin)

Vernetzung von Branchen und Ländern

Abgerundet wurde der 7. Osteuropa Wirtschaftstag von einem Senatsempfang im Hamburger Rathaus. Unser Fazit zur Veranstaltung: Bodenständig, praxisnah und informativ. Aufschlussreicher Erfahrungsaustausch abseits der üblichen Russland-Events. Allerdings gestaltet sich die breite Zielgruppe des Osteuropavereins auch als Herausforderung. Während der Gespräche wirkt es manchmal so, als sei die Heterogenität der Teilnehmer zu hoch.

Doch vielleicht sind es gerade diese Unterschiede, die einen interkulturellen und branchenübergreifenden Dialog unerlässlich machen. Ein Start-Up aus dem Baltikum, ein internationaler Konzern aus Deutschland, ein mittelständischer Familienbetrieb und Politiker aus ehemaligen Sowjetrepubliken – es wäre doch wünschenswert für die Wirtschaft, wenn jene Menschen eine Schnittmenge finden und eine gemeinsame Zukunft aufbauen.

Titelbild
Alle Rechte liegen beim Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft.[/su_spoiler]