Morgenkommentar am 14. Februar 2017

Haben nun doch jene Auguren recht, die schon seit Wochen verkünden, Trumps Präsidentschaft werde nur im Ton anders, kaum aber in der Sache? Nach den hohen Wellen, die sein Telefonat mit der taiwanesischen Präsidentin bereits kurz nach seiner Wahl geschlagen hat, mutet die US-Chinapolitik inzwischen an wie gezähmt. Die Ein-China-Politik, die Trump noch als president elect provokant in Frage gestellt hatte, ist rehabilitiert. Von Handelsbarrieren und Strafzöllen ist keine Rede mehr – beide Volkswirtschaften sind ohnehin zusammengewachsen wie siamesische Zwillinge.

Auch der Schulterschluss mit Japan und Südkorea bleibt intakt. Eher wird er noch enger; nach dem jüngsten Raketentest der Nordkoreaner arbeitet Washington beschleunigt am Aufbau des Abwehrschirms Thaad im Süden der Halbinsel.

Aber wie sieht es im Verhältnis zu Europa aus? Von einer Abgrenzung zum Brexit und einem Bekenntnis zu einer starken EU kann weiterhin keine Rede sein. Nicht unwahrscheinlich, dass der EU-Skeptiker Trump sich von Theresa May noch bestärken ließ. Er glaubt einfach nicht mehr daran – wie viele Europäer ja auch -, dass die EU mit ihrer derzeitigen Strategie eine Zukunft hat. Gleichzeitig werden die USA sich in die europäische Umgestaltung, wie immer sie aussehen mag, nicht sonderlich einmischen, jedenfalls nicht unter Trump. Amerika wird zum pazifischen Staat.

Russland profitiert davon nur bedingt; das Land, das an beide großen Ozeane grenzt, bleibt ein Rivale, aber doch nur zweiter Ordnung. Das hat Trumps Vorgänger nicht viel anders gesehen. Was Trump von Obama unterscheidet: Das ganze “Werteding”, um es salopp zu sagen, spielt für ihn nicht die große Rolle. Atlantische Werte, europäische Werte … die Trump-USA haben Interessen und kein Problem damit, dass es Russen und Chinesen ebenso geht. Insoweit endet in der Tat eine Ära westlicher Politik.